Marantz SR 9600

Marantz SR9600 – AV-Receiver der Oberliga

Da wir den Marantz SR9300 im Einsatz haben, interessiert uns das Nachfolgegerät SR9600 natürlich ungemein. Klanglich spielt der AV-Receiver in der oberen Klasse mit. Doch auch der Funktionsumfang ist drastisch nach oben angestiegen. Während der SR9300 noch den ein oder anderen Mangel gerade in Bezug auf die Videokompatibilität hatte, ist der SR9600 nicht nur in diesem Bereich auf der Höhe der Zeit.

Optisch elegant – Marantz AV-Receiver SR9600

Das Gerät ist in silbernem Finish bei uns eingetroffen. Dezent und zurückhaltend gliedert es sich in unsere Umgebung ein. Zwar sind die Abmessungen, insbesondere Höhe, ein wenig größer, aber an der Optik an sich hat sich nicht viel geändert. Bis auf Lautstärke und Input Selector sind alle anderen Bedienelemente hinter einer Klappe versteckt. Dadurch wirkt der Receiver sehr aufgeräumt, ohne dass der Benutzer dabei auf Komfort verzichten muss.

Beim Einschalten des Gerätes fällt uns als erstes das Display ins Auge. Hier hat sich Marantz mächtig ins Zeug gelegt und ein Display mit beeindruckender Qualität geschaffen. Aus jedem Betrachtungswinkel lassen sich die Einstellungen ohne Probleme ablesen. Auf Knopfdruck lässt es sich zudem komplett abschalten. Einen Dimmer gibt es aber leider nicht.

Auf der Front befinden sich noch diverse Audio- und Videoeingänge, die mit einer kleinen Blende verdeckt werden können. Wer es mag, kann damit auf seine Weise die Optik verschönern oder die Blende einfach im Karton lassen.

Die Front besteht aus angerautem Aluminium und macht einen hochwertigen Eindruck. Der Rest des Gehäuses geht Ton in Ton mit der Frontplatte konform. Der Aluminium-Look zieht sich sogar bis auf die Kopplungsfüße durch.

Anschlussmöglichkeiten

Marantz AV-Receiver SR9600 Anschlussmöglichkeiten
Das Anschlussfeld ist enorm. Hier lassen sich auf den ersten Blick sämtliche Quellen in doppelter Ausführung unterbringen. Alle Anschlüsse sind vergoldet, so dass ein erstklassiger Signalfluss gewährleistet ist. Voraussetzung ist natürlich eine gescheite Verkabelung. Wir haben in unserem Test ein komplettes Kabel-Setup aus dem Hause AudioQuest verwendet.

Lautsprecherkabel ließen sich mit Hilfe von Bananensteckern recht schnell einstöpseln. Das ganze war zwar ein wenig wackelig, denn die Lautsprecherklemmen könnten ein wenig mehr Festigkeit vertragen. Etwas mehr Probleme hatten wir mit unserem Straight Wire Virtuoso. Hier konnten wir die Kabelschuhe nur mühsam unterbringen. Rund um die Lautsprecherklemmen herrscht ein wenig Platzmangel. Nach ein wenig Feinarbeit spielte der SR9600 aber auch mit diesem Kabel problemlos.

Anschlüsse sind in Hülle und Fülle vorhanden. Auch noch so große Heimkino-Anlagen lassen sich hier unterbringen. Neben den Standards stehen in diesem Gerät bereits HDMI- und iLink-Buchsen zur Verfügung. Ersteres liegt in der Version 1.1 vor und ist bereits in der Lage Datensignale mit Mehrkanalton zu empfangen, wie beispielsweise DTS, Dolby Digital und auch die vom Markt verschwundene DVD-AUDIO.

Wir haben unseren Universal-Player Marantz DV-8300 über ein optisches TosLink-Kabel, aber auch über Cinch schnell verbunden. Dazu führt der Accustic Arts SP-1 über HDMI Bild- und Tonsignale zu. Die Geräte konnten schnell angeschlossen und untergebracht werden. Es ist überhaupt kein Problem, denn Cinch-Kabel, optische Digitalverbindungen und das elektronische Digitalsignal lassen sich in mehrfacher Form zuführen.

Besonders interessant ist, dass mit dem 9600 eine Vor-/Endstufenkombination vorliegt, die beliebig konfiguriert werden kann. So haben wir das Gerät als quasi Vorstufe mit dem Mehrkanalverstärker 039-6 von Burmester betrieben. Ebenfalls kein Problem war die Zuführung der Signale mittels MAP V2 von Audionet. Lediglich in Verbindung mit der Burmester Endstufe gab es ein kleines Knacken beim Umschalten der Tonformate oder etwa beim Layerwechsel. Dies ist auf die hohe Eingangsempfindlichkeit des Burmester Verstärkers zurückzuführen.

Da der SR9600 in Bezug auf Multiroom starke Ausprägungen hat, ist es besonders interessant, dass das Gerät über zwei vollwertige Tuner verfügt. Mit Hilfe der üblichen Wurfantenne oder einem 75-Ohm Kabel können zwei Sender parallel empfangen werden.

Dem Receiver fehlen keine Anschlussmöglichkeiten. Bei dem großen Feld und der enormen Auswahl ist jedes Gerät problemlos integrierbar.

Das Setup – Marantz AV-Receiver SR9600 Endstufen

Unverändert liegt die Setup-Routine vor. Da wir bereits mit dem SR9300 vertraut sind, war es uns ein leichtes das Gerät einzustellen. Lautsprechereinstellungen, Zuweisung der Digitalsignale oder Pegeltest der einzelnen Kanäle waren überhaupt kein Problem. Schnell und einfach kann man mit Hilfe der Fernbedienung durch das Menü navigieren. Das freundliche Display unterstützt den Anwender ungemein. Zwar ist es mit Hilfe des On Screen Displays noch einfacher Änderungen vorzunehmen, doch auch ohne eine Videoverbindung springt man schnell durch die Menüs. Wer bereits ein wenig Erfahrung mit Komponenten dieser Art hat, wird schnell und einfach durch die Menüs springen. Wenn Fachbegriffe offen sind, gibt das Handbuch schnell und unkompliziert Auskunft darüber.

Schritt für Schritt haben wir unsere Lautsprecher angepasst. Die Entfernungen per Hand zu messen, ist üblich und schnell erledigt. Umso interessanter war für uns das automatische Einmesssystem, das erstmal bei diesem Gerät im Lieferumfang vorhanden ist.

Automatisches Einmessen oder manuelles Setup?

Vorweg: der Einmessprozess hat sehr gut geklappt. Der Marantz SR9600 setzt dabei auf eine eigene Technik. Mit Hilfe des mitgelieferten Messmikrofons ermittelt das Gerät den Abstand der einzelnen Lautsprecher oder die Polarität der einzelnen Kanäle. Polarisationsstören treten bei der falschen Verkabelung der Lautsprecherklemmen auf. Zwar kann man mit Hilfe von Test-DVDs, wie mit der DVD-DISCOVERY aus dem Hause BUROSCH Audio-Video-Technik auch verschiedene Einstellungen vornehmen, der automatische Prozess ist aber um einiges schneller und auch für Laien problemlos durchführbar.

Doch das System geht noch weiter und ermittelt die Einstellung der Lautsprecher. Ob Large oder Small, in der Praxis ist der Vorgang in allen Belangen positiv ausgefallen. Die Entfernungen wichen zwar minimal von unseren manuellen Messungen ab, doch dies ist zu vernachlässigen. Der Einmessvorgang war mit 15 Minuten recht schnell erledigt.

Was das Gehör allerdings nicht kann, macht die Einmessung möglich. Es wird zusätzlich die Zeitspanne gemessen, die ein elektrisches Signal von der Aussendung des Receivers, bis hin zur Ankunft als Ton beim Mikrofon benötigt. Somit wird das Kriterium „Verarbeitungsgeschwindigkeit der Lautsprecher“ ebenfalls berücksichtigt. Ist beispielsweise ein Subwoofer eher träge, dann würde die Elektronik ihn etwas früher ansprechen.

Der Klang

Mit Hilfe der Focal Tools CD haben wir dem Receiver klanglich auf den Zahn gefüllt. Die einzelnen Instrumente der CD, die uns in dieser Form so noch gar nicht begegnet sind, sollte der Marantz-Bolide möglichst detailgetreu wiedergeben. Besonders interessant in dem Zusammenhang ist auch die platzende Glühbirne, die bei zu starker Lautstärke schon fast bedrohlich wirkte. Es schien als würde sie direkt vor einem zerplatzen.

Im Heimkino zogen wir die DVD Flying Daggers zu Rate. Wir wollten den Klang der Trommeln hautnah spüren und von der Vibration geschüttelt werden. Was sich hier bot, war Performance pur. In Zusammenhang mit den AudioQuest – Kabeln und einem Lautsprecher-Set der Quantum-Serie von Magnat, hämmerte das Gerät selbst nur so auf die Trommeln ein. Doch hier merkte man, dass der SR9600 ein wenig unterfordert war. Die sieben Endstufen mit je 140 Watt wollten beansprucht werden. Die B&W 800er Serie war ein passendes Set für diesen Receiver. Mit enormer Wucht knallten die Trommeln im Raum. Die Tücher der Darstellerin berührten uns quasi, als sie durch den Raum flogen.

Nach dieser Vorführung sollte Jan Garbarek seine Violinen auf der B&W 804er spielen. Sanft spielten Violinen und Saxophon und erfüllten den Raum. Von der Burmester CD 3 ertönte John Lee Hooker mit dem Song „Early one morning“. Seine Ausdrucksstärke und der gezielte Einsatz der Gitarre waren detailliert hörbar. Interessant war in dem Zusammenhang die Möglichkeit Back-Kanäle für Bi-Amping zu nutzen.

Mit Bi-Amping einen Schritt nach vorne

Wer sich mit einem 5.1 Set begnügt, kann im Stereo-Segment noch einmal zusätzlich punkten. Die beiden hinteren Kanäle lassen sich nämlich für Bi-Amping nutzen. Verfügen die Lautsprecher über ein entsprechendes Terminal, dann können Höhen und Tiefen gezielt über unterschiedliche Endstufen angesprochen werden. Da alle 7 Endstufen vollwertig und exakt gleich ausgerichtet sind, ist der Bi-Amping Einsatz kein Problem. Im Gegenteil, denn wir spürten eine deutliche Steigerung. Der SR9600 kam schnell in die Hufe und öffnet sich uns vollkommen. Hugh Masekela nahm uns in „Stimela“ quasi direkt mit auf seinen Zug nach Simbabwe. Hier spielte der AV-Receiver mit Bravour einer Detailtreue, die sonst nur Vor- und Endstufen als Einzellösungen vorbehalten war.

Im Bereich der SACD- und DVD-AUDIO Anwendung blieben ebenfalls keine Fragen offen. Ob iLink für Verbindungen herangezogen wurde, oder HDMI für das DVD-AUDIO Signal. Stereo oder Mehrkanal spielte das Gerät problemlos. Wir bevorzugten allerdings die 5.1 Übertragung mit Hilfe eines Black & White Kabels der Referenz-Serie.

Videoverarbeitung – Marantz AV-Receiver SR9600 – Transformator

Da vor einiger Zeit die Geräte mit hochwertiger Signalverarbeitung rar gesät waren, ist heute eine gute Verarbeitung unabdinglich. Marantz hat die Zeichen der Zeit erkannt und auf das Pferd HDMI gesetzt. Mit Erfolg. Marantz verspricht nicht nur HDTV-Kompatibilität, sondern gibt an Signalübertragungen bis 1080p zu unterstützen.

Mit dem AudioQuest HDMI/DVI-Kabel DV-1 fütterten wir unseren Sanyo PLV-Z4. Der SR9600 diente uns dabei als Schaltzentrale und verrichtete einen guten Job. Hier zeigt sich noch einmal der Punkt, dass ein Kombigerät wie dieser AV-Receiver als Schaltzentrale für Bild und Ton fungieren kann.

Besonders erfreulich ist es, dass Marantz nun auch bei komplexen Bildberechnungen die Möglichkeit bietet das Tonsignal anzupassen. Mit Hilfe von LipSync können Verzögerungen bei starken Berechnungen ausgeglichen werden. Dass selbst einige Scaler diese Funktion momentan noch nicht bieten, bringt dem SR9600 als alleinige Schaltzentrale noch den ein oder anderen Punkt ein.

Verkabelung mit AudioQuest – AudioQuest Lautsprecherkabel

Für unseren Test stellte uns Marantz ebenfalls eine komplette Verkabelung samt Videokabel zur Verfügung. Wir fütterten den Marantz SR9600 mit Signalen über AudioQuest Kabel. Für die Single-Wiring Anwendung spielte das Gibraltar klar und offen. Das Bi-Amping Kabel CV-4 verfügt zusätzlich über das patentierte Dielectric-Bias System. Es ermöglicht eine kontinuierliche Performance zu jeder Zeit. Mit Hilfe von 12Volt Batterien an jedem Kabel wird die Leistung des Kabels permanent auf einem Level gehalten. Dies machte sich klanglich noch einmal in Hinsicht der Neutralität bemerkbar.

Fazit – Unser Kauftipp: Marantz SR9600

Mit dem SR9600 hat Marantz einen würdigen Nachfolger für den SR9300 geschaffen. Das Gerät verfügt über Funktionen, die sich Besitzer des 9300 schon lange wünschen. Seine klangliche Finesse in Verbindung mit der guten Videoverarbeitung machen das Gerät zu einer Schaltzentrale, die die ein oder andere Vor- / Endstufenkombination im Regen stehen lässt. Dazu kommt die programmierbare Fernbedienung mit Touch-Screen Display, die sämtliche Geräte steuern kann. Funktionalität pur.

Für den enormen Funktionsumfang ist der Preis 3.500 Euro gerechtfertigt. Das Gerät ist sehr flexibel und spielt in der Oberliga. Wer den 9300 bereits im Einsatz hat, sollte überlegen, ob ein Upgrade auf den vollkommen überarbeiteten Nachfolger nicht interessant ist.